Die beste Beerdigung der Welt

Eine Komposition im Raum von und mit allen Beteiligten
Für Menschen von 1 bis 99 Jahre

Ein Abschiedsritual? Eine Bestattung vielleicht? Warum sind die Blumen vertrocknet? Ist das hier ein Totentanz oder doch eine Geburtstagsfeier? Sich zu Lebzeiten damit anzufreunden, dass der Tod unser ständiger Begleiter, unser Tanzpartner ist, finden wir eine gute Idee. Diesen Tanz üben wir gemeinsam ein. Aber wer kennt eigentlich die Tanzschritte? Geht’s vor- oder heimwärts? Haben wir alles vorbereitet, eingepackt und wirklich an alles gedacht? Stop. Was hörst du? Klingt es so wenn wir zu Erde werden? Stoßen wir auf das Leben an und übergeben wir uns ganz der Musik. Schließlich ist heute unser Geburtstag – der eigentliche Grund für unser Sterben. Happy Birthday, Death!

Das Konzept Die Beste Beerdigung der Welt wurde im November 2014 mit dem Junge Ohren Preis 2014 in der Kategorie „LabOhr“ ausgezeichnet. Die Jury bezeichnete das Projekt als „ein faszinierend mutiges Vorhaben, das in seiner offenen und interaktiven Anlage in jeder Aufführung neue Ergebnisse und neue Hörhaltungen hervorbringt. Der experimentelle Umgang mit Form und Bedeutung von Musik angesichts eines existenziellen Themas begründet die Auszeichnung in der Ideenkategorie des diesjährigen Wettbewerbs.“

Die Produktion wurde im Dezember 2015 in Kooperation mit dem Deutschen Theater Göttingen realisiert, gefördert von der Stiftung Niedersachsen und der NORD/LB Kulturstiftung. Die Premiere fand am 8.12.2015 im DT Göttingen statt. 2017 fanden Aufführungen im Rahmen der Palliativ- und Hospiztage Hildesheim in Zusammenarbeit mit Michaela Grön vom Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt statt.

Regie: Verena Ries // Mit: Kathrina Hülsmann (Viola), Katharina Pfänder (Violine), Lisa Stepf (Violoncello), N.N. (Violine) // Szenografie und Licht: Sarah Ruppert, Jörg Finger // Kostüm: Ann-Kathrin Blohmer // Assistenz: Charlotte von Blomberg

Mit Musik von Bryce Dessner (Aheym, 2009), Henry Purcell (Hush, aus The Fairy Queen,1692) und John White (Drinking and Hooting Machine, 1968)

Pressestimmen

Im Superlativ von einer Veranstaltung zu sprechen, die es in unserem Kulturkreis doch eher ernst, kontemplativ und gramerfüllt zu absolvieren gilt, ist an sich schon eine Provokation. Und zu was Kathrina Hülsmann (Viola), Katharina Pfänder (Violine), Lisa Stepf (Violon- cello) und Kristina van de Sand (Violine) da einladen, ist gewagt, weil ihre Beerdigung zwar andächtig, aber doch ein freudvolles Fest ist, das an unserem andächtigen Beerdigungsethos rüttelt. Ein faszinierender Versuch sich mit dem Ende zu beschäftigen, das seinen Beginn bereits an unserem Geburtstag hat. (Göttinger Tageblatt, 10.12.2015)

Der Tod spielt natürlich mit bei diesem Abschiedsfest. Ihn erklären die Musikerinnen zum lebenslangen Tanzpartner, weil er stets präsent ist. Mit ihm bewegen sich die Zuschauer im Kreis, stampfen rhythmisch auf und bilden einen Chor der Stimmen, den auch die Instrumente immer wieder aufnehmen. Weil auf dieser „besten Beerdigung der Welt“ kein Wort gesprochen wird, macht das die Zuschauer umso hellhöriger und berührbarer für die Echos, die nicht nur die Musik hinterlässt, sondern auch jede Bewegung und jedes Geräusch. Die Instrumente baumeln längst wieder von der Decke und wirken wie ein musikalisches Stillleben während die Zuschauer jetzt einfach in sich lauschen können mit all den Bildern und den Fantasien über das Leben und das Sterben, die sie bei diesem Abschiedsfest geschenkt bekommen haben. (Kulturbüro Göttingen, 11.12. 2015)

(…) Flexible, wagemutige Protagonisten, die das Leitbild „Streichquartett“ längst virtuos hinter sich gelassen haben und mit unkonventioneller Bühnenpräsenz die Besucher in ihren Bann ziehen. (…) So endet diese Fest-Zusammenkunft zwischen Beerdigungskuchen und Wasservase beim Klingelzeichen des Backofens unvermittelt und offen mit einem Abriss der Streicherpassagen – offen für die Interpretation jedes einzelnen, wirklich spannend. Die Schlussspannung hält sich mehrere Minuten, bis sehr zögerlich ein intensiver Schlussapplaus einsetzt und die Trauer-Fest-Gemeinde sich in viele Gesprächsgruppen auflöst. Der Abend ist noch längst nicht zu Ende – wie das richtige Leben. (Opernnetz, 18.12.2015)